IT Fundamentals — Open Source Software

Open Source Software ist schon seit langem in der Wirtschaft angekommen. Je nach politischer und rechtlicher Bewertung in manchen Firmen eher schleichend und heimlich bis hin zum Grundsatzprogramm, jede Software nur noch als Open Source Software zu entwickeln und auch nur noch ausschließlich diese einzusetzen. Dieser Artikel der IT Fundamentals soll ein wenig Licht in das Dunkel bringen, was Open Source Software ist und was sie ausmacht. Sowie hoffentlich einige Mythen Pro oder Kontra Open Source Modellen relativieren.

Was ist Open Source Software?

Die Open Source Initiative definiert Open Source Software Lizenzen anhand von 10. Paragraphen. Die wichtigsten Eigenschaften sind:

  • Die Software oder Teile davon müssen kostenfrei ohne Nutzungsbeschränkungen weitergegeben werden dürfen
  • Der Quellcode muss in menschenlesbarer Form vorliegen
  • Die Software darf verändert werden und in veränderter Form weitergegeben werden

In der Praxis bedeutet das, Fehler in der Software können (falls der Hersteller z. B. nicht reagiert) selbst bereinigt werden. Die Software darf zu jedem beliebigen Preis verkauft werden, auch wenn ein hoher Preis nur schlecht erzielbar ist, da die Software ja kostenfrei zur Verfügung steht. Deshalb ergänzen viele Open Source Anbieter die Software um Dienstleistungen, wie Integration, Wartung oder reichern sie durch nicht freie Module an.

Wird Open Source Software von Studenten programmiert?

Open Source Projekte bedeuten fast immer, dass jeder der seine Kompetenz bewiesen hat dort mitmachen kann. Die einzigen Menschen, die anscheinend viel Zeit und nicht zweckgebundene Motivation haben sind Studierende. So kommt es vermutlich zu dem Mythos Studierende sind die Programmierer von Open Source Software. Bei näherer Betrachtung der populärsten bzw. größten Open Source Projekte stellt sich schnell heraus, dass meist eine oder bei gut etablierten Projekten mehrere große Firmen die Hauptarbeit tragen. Für Studierende sind Open Source Projekte ein gutes Forum ihre Leistungen einem zukünftigen Arbeitgeber zu präsentieren.
Was bringt mir Open Source Software?

Die Beweggründe seine Software gemeinsam und Quellenoffen zu entwickeln sind vielfältig. Meist entsteht der Mehrwert durch eine Community, d. h. eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die Teile der Software mitentwickelt, Dokumentation schreibt, die Software in diverse Landessprachen lokalisiert, Marketing übernimmt und die Software zum Beispiel auf Messen vertritt oder ganz einfach die Software hernimmt und damit IT Dienstleistungen erbringt.

Was ist mit dem GPL-Virus?

Eine der bekannteren Open Source Lizenzen ist die GNU General Public License (inoffizielle deutsche Übersetzungen). Die GPL hat eine gewollte Eigenschaft, nämlich das veränderte Versionen auch unter diese Lizenz fallen müssen. Ich habe nun schon mit einigen Firmen Kontakt gehabt, die ihren Entwicklungsabteilungen strikt verbieten mit Open Source Software zu arbeiten, weil dann ja auch die gesamte eigene Arbeit unter die GPL fällt und zu veröffentlichen ist.

Eine solche Auslegung entbehrt einiger Fachkenntnis. Selbstverständlich darf zum Beispiel eine unter der GPL stehende Anwendung mit einer Closed Source Anwendung auf einer CD kombiniert werden. Allerdings nicht in allen Fällen, es muss darauf geachtet werden, das diese Anwendungen eigenstehend sind und im Sinne einer Sammlung (aggregate) angeboten werden. Eine technische Verzahnung würde wirklich dazu führen, dass eine modifizierte Version angeboten wird und die gesamte CD unter die GPL fällt.
Wann ist Open Source ein gutes Modell für mich?

Die Frage entscheidet sich vor allem über den Mehrwert einer Community und den Mehrwert den die Geheimhaltung des Quellcodes bringt. Wenn Ihre Software zum Beispiel ein Abwicklungssystem für Geschäftsprozesse ist und Sie Ihr Geld mit Beratung und späterer Integration in bestehende IT Systeme verdienen so ist der Mehrwert des Closed Source Ansatzes für das Basissystem klein, da das entschiedene die Module für einzelne Branchen sind. Der Vertrauensvorsprung bei Kunden dürfte wachsen, da diese zum Beispiel auf einen Software-Escrow verzichten können.

Eine Community muss allerdings sorgsam aufgebaut und unterstützt werden. Im obigen Beispiel werden Sie erst nach einigen Jahren Investition in die Community Einspareffekte zum Beispiel bei der Software-Wartung erziehen.

Quintessenz

  • Open Source ist ein mögliches Modell für Software-Entwicklung, Lizensierung und Marketing.
  • Der aktuelle Pool von Open Source Software ist sehr vielfältig und bietet große Entwicklungschancen.
  • Die rechtliche Einordung und Anwendung der verschiedenen Open Source Lizenzen muss sorgfältig erfolgen.
  • Eine Open Source Community ist kein kostenfreies Outsourcing. Geschickt gemanaged bietet sie einiges Potential.
  • Damit eigene Closed Source Software nicht unter die GPL fällt muss insbesondere darauf geachtet werden, dass Entwickler nicht aus falsch verstandener Effizienzsteigerung GPL Codestücke für die eigene Anwendung verwenden.

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Dieser Artikel ist Teil meiner Reihe IT Fundamentals. Auf diese Reihe können Sie sich gerne abonnieren, tragen Sie einfach Ihre E-Mail-Adresse ein, dann erhalten Sie stets einen Link zum neuesten Artikel.

Ich hoffe es hat Ihnen gefallen. Viele Grüße Werner Roth

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