Gründe warum Projekte scheitern

In der IT scheitern ja, wie man weiß, über X% aller Projekte. Für X% bitte eine Zahl einsetzen, die deutlich höher ist als 33%. So beginnen viele Artikel oder Werbebroschüren für Berater oder Projektmanagementmethode. Zum Einen fand ich schon immer komisch, dass diese hohe Zahl von „gescheiterten“ Projekten nicht mit meiner Erfahrung übereinstimmte. Zum Anderen folgt auf die hohe Anzahl gescheiterter Projekte meist die Vorstellung einer neuen besseren Projektmethodik. Das studieren der Beschreibung hat mich dann meist ernüchtert, denn so viel Neues ist da meist nicht zu lesen und revolutionär ist das meiste schon gar nicht.Schuld an der hohen Zahl der gescheiterten Projekte ist wohl die Chaos-Studie, dies dieses Gebetsmühlenartig über Jahre behauptet. Wenn man der Kritik in dem Wikipedia-Artikel folgt findet man den Sinn und Unsinn dieser Aussage.

Neue Projektmanagementmethode und Verbesserungen an den alten Methoden sind wunderbar, aber mein Eindruck ist nicht, dass die angesprochenen Innovationen viele Projekte retten werden. Sicherlich sind moderne prozessorientierte Projektmanagementmethoden besser als die alten Wasserfall-Modelle. Aber ein altes Wasserfall-Modell plus Menschenverstand ist auch schon ein gutes Rüstzeug.

Klar ist auch, keine Struktur zu haben bringt einen auf lange Frist um. Ich habe schon so einiges an Projekten retten dürfen, in denen fast gar nichts organisiert war und jegliche Übersicht über Ressourcen und Zeitplan verloren gegangen war. Bis auf „wir müssen aber zum 1.7. fertig werden“ war da nichts klar und je näher der 1.7. kam, desto mehr Wochenendschichten wurden benötigt. Aber selbst da lag es nicht an der Projektmanagementmethode, ein einfacher Zettel und gesunder Menschenverstand hätten dort einen Fortschritt bedeutet.

Ohne explizite Methode geht es ab und zu auch: Ich habe schon einige Projektmanager gesehen, die ein ungeheuer großes Talent hatten. Bei denen selten ein Projekt ins taumeln gekommen ist, die vieles aus dem Bauch heraus gut koordiniert haben und auf den Projektmeetings immer ansehnliche und korrekte Präsentationen anbieten konnten. In kurzer Frist und auf Details angesprochen konnte man jedoch leicht erkennen, dass sie keine Projektmanagementmethode so wirklich einsetzen.

Fazit: An der Projektmanagementmethode an sich liegt es nicht, ob Projekte gut laufen oder die geforderten Leistungsdaten nicht erbringen. Verfechter einer Projektmanagementmethode werden in der Ex-Post-Analyse eines gescheiterten Projekts sicherlich herausfinden, dass ihre Methodik nicht korrekt angewandt wurde und zum Beispiel Unterschriften bei der Abnahme der Meilensteine fehlen oder Boardmeetings nicht wie vorgesehen stattgefunden haben. Interessant wird es jedoch, wenn diese Analyse auch auf sehr erfolgreiche Projekte angewandt wird, auch hier wird man in manchen Firmenkulturen feststellen, dass Unterschriften auf Abnahmedokumenten fehlen oder wichtige Meetings ignoriert wurden. Einfach nur Glück gehabt und die Methodik ist doch der Stein der Weisen? Meine kurze Serie ergründet wo die Methodik etwas bringt und wo gesunder Menschenverstand angesagt ist.

Teil #1: Projekte scheitern am unterschiedlichen Reifegrad der Beteiligten

Teil #2: Projekte scheitern an vermiedener Kommunikation

Teil #3: Projekte scheitern an nichtssagendem Papier

Teil #4: Projekte scheitern an „Jetzt mal offen und ehrlich“

Teil #5: Das können Projektmanagmentmethoden

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