Vor einigen Jahren habe ich damit angefangen meine private Arbeitsumgebung auf einem bootbaren USB-Stick mit auf Dienstreisen zu nehmen. So kann ich per rsync die Umgebung und Daten vor der Abfahrt schnell aktualisieren und Abends im Hotel privaten Aufgaben in der gewohnten Umgebung nachgehen. Etwa das versenden eines Kneipenlesungs-Newsletters.
Vor UEFI war es einfach: Bei der Installation (K)ubuntu als Ziel für System und GRUB 2(!) den USB-Stick auswählen, warten, Notebook via USB-Stick booten, einrichten, fertig! Bei reinen UEFI- mit oder ohne Secure-Boot-Systemen funktioniert das nicht mehr so einfach. Ein UEFI-Boot-Stick muss her. (Wer nur ein (UEFI)-Live-System haben möchte, das sich seine Umgebung merken kann, benötigt nur eine persistente Installation.)
Da ich keine vollständige Anleitung im Netz gefunden habe, erfolgt hier ein Erfahrungsbericht mit Tipps und Links. Ich mache das diesmal nicht so ausführlich, da das Thema nur für wenige von euch interessant sein wird. Wenn euch in dieser Anleitung etwas fehlt oder ihr einen Tipp habt, hinterlasst einen Kommentar. Ich füge gerne Details und Bilder ein.
Warnung! Wenn Ihr dieser Anleitung folgt, solltet Ihr technisch versiert und experimentierfreudig sein. Wenn ihr nicht aufpasst ist ein Rechner schnell kaputt-konfiguriert. Seit sorgfältig! Ich übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit dieses Artikels.
USB-Stick partitionieren
Ich nutze einen sehr kompakten 128 GB USB-Stick, der zum Transport im Rechner stecken bleiben kann. Den Stick sollte man zu Beginn z.B. mit Gparted in zwei Partitionen aufteilen, eine kleine VFAT– und eine große EXT2-Partition. Das einfachere EXT2-Dateisystem eignet sich für bootbare USB-Sticks besser als die Journaling-Varianten wie EXT4. Die VFAT-Partition sollte mindestens 64 MB groß sein und den boot-Flag erhalten (Partition->Markierungen bearbeiten).
Nicht wundern ich habe 2,5 GB gewählt, da ich so noch ein iso-Installationsmedium unterbringen kann. Mein Stick ist ein Multiboot-Stick, das soll hier keine Rolle spielen.
Kubuntu installieren
Das einfachste und sicherste ist Kubuntu aus einer virtuellen Maschine heraus auf den Stick zu installieren. Es geht aber auch mit einem Rechner, der von als Live-System gebootet ist. Hier bitte unbedingt auf das GRUB-Ziel aufpassen! Wenn hier die Festplatte gewählt wird, bootet der Rechner nicht mehr oder nur inkl. USB-Stick.
Kubuntu 18.04 z.B. in VirtualBox booten und „Kubuntu ausprobieren“ wählen. Den USB-Stick in die VM einbinden (Geräte->USB) und „Install Kubuntu“ starten. Bei „Einrichtung der Festplatten“ unbedingt „Manuell“ wählen.
Als Installationsziel von Kubuntu die EXT2-Partition wählen, den Boot-Loader unbedingt auf den USB-Stick legen. „Jetzt installieren“, Fertig konfigurieren und warten. Das schreiben auf dem USB-Stick wird lange dauern, seit nicht ungeduldig.
Jetzt geht es mit einiger manueller Arbeit weiter, diese findet ihr sehr gut im Ubuntuusers-Artikel „EFI Externer-Datenträger“ beschrieben. Für den initialen Boot müsst ihr wie im Artikel beschrieben manuell eine „grub.cfg“ erstellen. Den Abschnitt dazu könnt Ihr aus der /boot/grub/grub.cfg eurer EXT2-Partition kopieren.
Finale
Wenn alles soweit funktioniert hat, sollte bei dem USB-Stick-System noch die Systemzeit auf lokale Zeit umgestellt werden, sonst verstellt sich die Hardwareuhr auf hauptsächlich via Windows betriebenen Systemen.
timedatectl set-local-rtc 1
Wegen des update-grub nach Kernel-Updates habe ich dem System auch seinen Update-Manager entzogen, d.h. ich kümmer mich händisch um updates via apt-get update und apt-get dist-upgrade -y.
sudo apt-get purge update-manager-core
Die USB-Installation kann noch weiter optimiert werden z.B. bei genügend Hauptspeicher mit einer ramdisk.
Betrieb
Ein solches System ist nicht optimal, aber funktioniert ganz brauchbar. Da Eingabegeräte wie Maus- und Tastatur über die selbe USB-Schnittstelle wie Dateien gehen, kann das System bei viel File-I/O schon mal stocken. Hier ist unbedingt ein schneller USB-Stick zu bevorzugen.
Das System mit aktuellen Daten von eurem Hauptsystem zu versorgen kann via rsync erfolgen. Im Prinzip kann das User-Home-Verzeichnis gespiegelt werden und schon entsteht eine exakte Kopie der Arbeitsumgebung mit Mails, Office, etc. Es können bestimmte (Punkt-)Verzeichnisse oder (Konfigurations-)Dateien mit -exclude-from ausgeschlossen werden.
Auch bleibt zu sagen, dass die meisten USB-Sticks nicht für solch einen Betrieb ausgelegt sind. Mein letzter USB-Stick hat diese Torturen ca. 4 Jahre überlebt, danach musst ein Neuer her.
Habt ihr Fragen oder weitere Hinweise, her damit!