Die 11 Bar Legende

Irgendwie scheint sich ein gewisser Mythos rund um Reifendruck bei Rennrädern zu halten. Erstaunlicherweise wird immer von „Der Spinner fährt auf seinem Rennrad prall gefüllte Reifen, bestimmt 11 Bar“ geredet. Wahlweise auch von Trottel, Doofmann oder Angeber. Aber immer 11 Bar. Warum es einem die elf Bar so antun und warum ausgerechnet 11 und nicht 12 oder 10. Keine Ahnung.

Zum einen erstaunt mich der Mythos, denn Fahrradreifen haben einen maximalen Druck z.B. könnte das bei einem 50 mm breiten „Stadt“-Reifen 3 Bar sein. Ich schätze mal, ab 5 Bar platzt das Ding. Ergo, sehr viel mehr Druck als „aufgedruckt“ geht eh nicht. Daher kann der Mythos nicht kommen.

Druck ist Kraft je Flächeninhalt, bei Betrachtung der Breite eines Reifens geht der somit im Quadrat (^2). Das wissen auch die Reifenhersteller :-), deshalb gilt in etwa für die Reifenbreiten:

54 mm 2,5 bar
44 mm 3,5 bar
32 mm 5,0 bar
25 mm 7,0 bar
23 mm 8,0 bar
20 mm 9,0 bar
18 mm 11,0 bar

Maximaldruck.

Deshalb ist man keine Lusche, wenn man einen extrabreiten MTB-Reifen nur mit 2,5 Bar betankt bzw. kein Held, wenn man einen 18-er Dackelschneider mit 11 Bar fährt. Mehr Druck aber die selbe Kraft, die einem von der Straße abhebt.

Vor 10 Jahren, war es üblich auf Rennrädern 20-er Reifen zu fahren, Helden fuhren 18 mm. Dann hat sich die Meinung durchgesetzt, dass es nicht auf die Breite des Reifen ankommt. Heute gibt es (fast) nichts mehr anderes als die 23-er eher sogar breitere Sessel 🙂

Die 11-Bar-Legende kommt vermute ich aus diesen Zeiten, in denen es fachgerecht war 11 Bar auf den schmalen Reifchen zu fahren. Die 18-er waren jedoch auch sehr Pannen anfällig. Ich hatte die nur ein mal drauf.

Viel entscheidender als einem schnieken Rennradfahrer die 11 Bar zu unterstellen ist, sich immer schön nah an den aufgedruckten Maximalwerten orientieren. Mit jedem Rad, außer es geht ins Gelände bzw. das Wetter ist Mit. Bei Regen gern mal ein Bar weniger. Es gibt auch eine „ein Bar geht immer“-Fraktion, die immer ein Bar zu viel auf den Reifen tut, mache ich nicht, könnte ich mir höchsten als sinnvoll für lange Ausfahrten mit Latex-Schläuchen o.ä. vorstellen.

Zur Pumpe: Gute Standpumpen gibt es schon für 25 EUR, die schaffen auch locker 10 Bar. Einfach mal stöbern, in den Datenblättern der Pumpen ist auch der Maximaldruck angegeben. Entscheidend finde ich hier aber eher den Pumpenkopf, da gibt es von „Hakelig und nach drei mal Pumpen Gummi tauschen“ bis „Dran, Drauf, Fertig“.