Rentenauszahlung in Nordafrika

Nachdem ich nun meine alten statische Projekt-Webseiten in den Blog kopiert habe, sollte nun die Fortsetzung folgen. Ich fange mal nicht chronologisch, sondern mit Spannend an.

Für ein Rentenauszahlsystem in Nordafrika durfte ich ein internationales Team zusammenbringen. Dabei waren verschiedene Aspekte interessant. Da wären die unterschiedlichen Vorstellungen von Zeitplänen, darüber habe ich an anderer Stelle schon berichtet.

Wenn ich morgens gegen 8:30 Uhr ins Büro kam war ich der Erste, auch gab es eine ausgedehnte Mittagspause, jedoch wurde gerade auch vom Management bis in die späte Nacht gearbeitet und Kundentermine penibel vorbereitet, also den 12-Stunden-Tag gibt es nicht nur bei uns.

Ein wenig erstaunt war ich über die Bereitwilligkeit des Kunden in Technologie und Prozessen einen sehr großen Sprung zu wagen, den es in Deutschland so sicher nicht gegeben hätte, allein weil es die UVV gibt. Deshalb war die Umsetzungszeit kurz und knackig, die technologische Seite modern ohne viele Kompromisse. Auf der anderen Seite war der Wille zu Änderungen beschränkt, sobald es um bestehende organisatorische Systeme ging.

Eine Rentenauszahlung dort hat eine andere Bedeutung als bei uns. Die Menschen sind manchmal einen Tag unterwegs und können nicht nach Hause geschickt werden, weil das Netz gerade down ist. Sprich, die zu erwartende Herausforderung war das Continuity Management. Die Bandbreiten in den Netzen dort waren zwar optimal, jedoch die Zuverlässigkeit der Netzverbindungen nicht. Da viele Teile der Lösung ohnehin entwickelt werden mussten gibt es jetzt einen manuellen Workaround, mit dem die Filiale in der Lage ist trotzdem Geld auszuzahlen, ohne dass Betrüger so eine Notfalllösung ausnutzen können.

Zum guten, pünktlichen Schluss hatten ältere Herrschaften zum ersten Mal in ihrem Leben eine Plastikkarte in der Hand, mit der sie an der Schlange vorbei gehen konnten, um am Automaten die Rente abholen zu können. Sie können sogar nur einen Teil abrufen und den Rest später abholen, wobei dieses Feature glaube ich eines der am wenigsten genutzten ist 🙂