Vor der Heilung kommt die Aufregung, zumindest hier möchte ich mich leicht echauffieren. Vor Kurzem hielt ich die Bewerbung eines Universitätsabsolventen in der Hand, diese war inhaltlich gut, eventuell wäre eine Seite kürzer noch besser und die Gestaltung war quietschig, überladen, bunt. Nichtsdestotrotz konnte ich gut erkennen das sich dieser Berufsanfänger mit dem typographischen Design seiner Bewerbung auseinandergesetzt hatte. Gleiches war gleich ausgezeichnet, es gab nur einige Hervorhebungen und das Gesamtbild war stimmig. Insgesamt eine gute Bewerbung, über Geschmack lässt sich eben streiten.
Nun habe ich über Wochen hinweg Bewerbungen gesehen, die jegliche Gestaltung vermissen lassen. Bewerbungen von Berufserfahrenen auf eine Stelle als Senior Berater. Es wird einfach Lebenswerk, Berufserfahrung und Ausbildung untereinander-getippt, schluderig mit Leerzeichen eingerückt, in Kardinalfällen ignorieren die Autoren sogar die Zeilen- und Seitenumbrüche in Ihrem zu PDF geronnenen Machwerk. Wie gesagt wir reden über die Position eines gestandenen Beraters.
Ich frage mich wirklich, ob solchen Bewerbern zwei unterschiedliche Persönlichkeiten innewohnen: Eine Person die tagsüber perfekt mündlich, wie schriftlich mit Kunden kommunizieren kann, ein solides Basiswissen Typografie und Kommunikation mitbringt. Sobald die Sonne untergeht tritt vor dem heimische Computer ein Mr. Hyde zu Tage, der Buchstaben wild verteilt und die Textverarbeitung wie ein 12-Jähriger benutzt.
Aber gut, als ein erster Schritt zur Heilung sei dem typografischen Anfänger das Buch „Erste Hilfe in Typografie“ von Hans Peter Willberg und Friedrich Forssmann ans Herz gelegt. Es ist günstig, gut und schnell zu erfassen. Perfekt für den gestressten Dr. Jekyll und garantiert einen professionellen ersten Auftritt.