Warum ich Visionen mag

Oft haben Visionen einen schlechten Ruf. Manch einer sieht sie sogar als belanglose Dekoration. Das trifft auf viele Visionen zu. Es gibt global-galaktische Versionen, allumfassende Schöner-Weiter-Schneller-Ausgaben bis hin zu absurden Visionen, die im Wesentlichen als eine Art irreführende Werbung gedacht sind.

Meiner Erfahrung nach können Manager, die nicht viel von Visionen halten, sehr selten in aller Kürze sagen, welche Richtung sie einschlagen wollen. Wenn sie nach der Richtung gefragt werden, sagen sie in der Regel etwas über das Geldverdienen in der Branche, in der sie arbeiten. Aber die Kunden kaufen nicht bei mir, damit ich Geld verdienen kann. Geld ist die Gegenleistung für etwas, das sich lohnt.

Visionen zu haben, kann ein besonders guter Nordstern sein. Bei Programmen oder Projekten lohnt sich ein halbtägiger Visionsworkshop auf jeden Fall, vor allem wenn das Projekt unter Zeitdruck steht. Die Beteiligten wissen dann, woran sie sind und haben weniger Falten auf der Stirn. Sie entscheiden häufiger in eine gemeinsame Richtung. Wenn Probleme auftauchen, sind die alternativen Lösungsmöglichkeiten meist gut vorsortiert.

Visionen sind richtungsweisend für jede Art von Team. Neu gebildete Teams finden sich schneller zusammen. Teamarbeit hat so meist weniger Reibungspunkte. Gerade wenn sich das Unternehmen im Wandel befindet, identifizieren die Beteiligten leichter Ankerpunkte.

Auch Visionen, die zu konkret und zu nah sind, erweisen sich als hilfreich. Vor allem, weil die gemeinsame Beschäftigung mit dem Ziel zur Teambildung beiträgt. Mit etwas Anleitung und Zeit wird der Umgang mit Vision, Mission, Unternehmenszweck, Werten etc. immer professioneller.

Für die Einübung ist es am besten, über sich selbst nachzudenken: Was willst du erreichen? Wie willst du Erfolg haben? Warum willst du genau das? Ähnlich wie oben, wird die erste Antwort auf solche Fragen ein solides „Ähm, äh“ sein. Und das ist schon mal ein Anfang!

Spitzer Bleistift

Rolladen Gurtwickler tauschen und den Gurt nur reinigen

So langsam lassen in unserem Haus die täglich beanspruchten Einlasswickler der Rollläden nach. Die Rolladen-Gurte sind natürlich nicht mehr die saubersten, aber vom Material her vielfach noch völlig in Ordnung. Unter YouTube finden sich auch gleich viele Videos die den Tausch von Gurt, Wickler und Abdeckung gut erklären.

Da bei uns der Wandeinlass sehr dünn ist, müsste ich einen neuen Gurt anknüpfen, also habe ich mich mal drangemacht den alten Gurt zu reinigen. Das Wundermittel hier ist Bleiche im Gardinenwaschmittel.

Noch eine Bitte, dies ist eine Arbeit, bei der man sich leicht verletzen kann, insbesondere stehen die Gurtwickler unter Spannung. Macht das auf eigene Gefahr, tragt unbedingt Handschuhe, arbeitet zu Zweit und überlasst im Zweifel einem Profi die Arbeit.

Zum Aus- und Einbau sucht euch im Internet ein passendes Video. Haltet einen Staubsauger bereit, insbesondere den feinen schwarzen Metallabrieb des alten Gurtwicklers würde ich sofort weg saugen, nass dürfte das eine ziemliche Sauerei werden. Hier meine Arbeitsschritte:

  • Rollläden vollständig herunterlassen
  • Gurtende markieren, um zu sehen, wie viel Gurtende umwickelt wurde, bei uns im Haus recht viel, drei Wicklungen.
  • Rollladen komplett hochziehen in der Stellung gut sichern zum Beispiel mit einem Keil, Holzlatte oder den Gurt innen sichern
  • Gurtwickler ausbauen und Gurt aushängen, Achtung Federspannung!
  • Am besten einen Eimer auf einen Tritt oder Stuhl stellen
  • Zum Reinigen Wurzelbürste und Gardinenwaschmittel nutzen. Nicht vom Reinigungsergebnis in den ersten Minuten enttäuscht sein. Die Bleiche im Gardinenwaschmittel braucht etwas zum Wirken.
  • Spülen und trocknen, dabei den Gurt nicht in einem Knäuel ablegen.
  • Neuen Gurtwickler einbauen, fertig.
Rollladengurt trocknet
Rollladengurt trocknet

Eine Frage der Schuld

Ich durfte eine Zeitlang in meinem Berufsleben als Eskalations-Projektleiter in Projekte gehen, die eine erhebliche Schieflage hatten. Meist wurde ich dort extrem kurzfristig eingeflogen und musste mir in wenigen Tagen ein Bild vom Projekt und der aktuellen Lage verschaffen. Dabei hat es mich oft in meiner Arbeit gestört, wenn meine Zeit in diesen ersten Meetings mit gegenseitigen Schuldzuweisungen verschwendet wurde. Weitergebracht hat mich das Thema „Schuld“ nämlich nie. Es ist für die Projekte eher verlustbringend – und ja ich rede über Euro.

Der herausragendste Fall war ein Projekt in dem drei Provider für einen Kunden eine längst überfällige Umstellung umsetzen mussten. Wir waren einer der Provider. Es waren einige Milestones gerissen worden, wir mussten schon Vertragsstrafen zahlen und der Go-Live-Termin schien aussichtslos, da fast nichts fertig war.

Das Projekt wurde von einem externen Projektmanager ausgesteuert, der mir lang und breit erklärte, dass die drei Provider nicht zusammen arbeiten würden und erzählte mir viele Anekdoten. Nach der dritten oder vierten Anekdote fragte ich ihn, was er denn zur Lösung dieser Situation versucht hat, darauf bekam ich keine überzeugende Antwort. Das war schon mal kein gutes Zeichen.

Mit den Vertretern des eigenen Teams und der anderen beiden Provider kam es zu massiven Schuldzuweisungen. Sowohl innerhalb, als auch Außerhalb der Teams. Es wurde lang und breit immer wieder in diese Diskussionen verfallen. Es gelang mir kaum, mit den Beteiligten die wichtigsten nächsten Schritte zu besprechen oder gar einen Schlachtplan für die nächsten Wochen aufzustellen. Immer wieder ging es um Schuld. Irgendwann kam mir der Gedanke, den ich auch laut ausgesprochen habe „Okay, ich stelle mich als Sündenbock zur Verfügung, ich nehme alle Schuld auf mich!“.

Die nächsten 4-5 Schuldzuweisungen – die natürlich aufkamen – nahm ich an und sagte: „Stopp, ich habe die Schuld daran, das hatten wir doch vereinbart“ und diese Diskussionen endeten. Das tat ich auch bei Mitarbeitern der anderen Provider, die in anderen Projekten unsere Mitbewerber waren. Das sorgte für ein wenig mehr Konzentration in der großen Runde. So das wir genug Material hatten um die wichtigsten Themen in einer verkleinerten Runde am nächsten Tag zu besprechen.

In dem Projekt selbst war ein entscheidendes Hemmnis anscheinend nicht angegangen worden, es fehlten allenthalben die Zuarbeit des Kunden. Deshalb stockte es sogar bei den Teams, die durchaus eigenständig hätten arbeiten können. Auch kam es mir komisch vor, dass Vertragsstrafen gezahlt werden, obwohl auf Kundenseite fast keine Ansprechpartner benannt waren.

Der Projektleiter sagte mir, dass er dafür nicht zuständig sei, er erklärte mir mit vielen Worten warum dies nicht in seinem Auftrag abgedeckt ist. Mir war das an der Stelle schon lange zu bunt, also traf ich mich mit den anderen beiden Providern und ging zum Kunden. Mithilfe des Vertriebs hatten wir hochrangige Ansprechpartner, die sich entsetzt zeigten und sowohl für eine (etwas) bessere Unterstützung sorgten, als auch die Pönaleforderungen sofort stoppten. Das war tatsächlich etwas Glück, Überraschungsmoment und vor allem dem gut vernetzten Vertrieb zu verdanken.

Am nächsten Tag kam der Projektleiter mit einem kleinen Stapel Papier in das Büro – seinem Vertrag – und wollte mir schriftlich Darlegen, dass er nicht zuständig sei. Ihm schwante, glaube ich schon nichts Gutes. Ich fragte ihn, ob er mir jetzt wirklich erklären will, dass er für eine monatliche Einsparung eines unteren 5-stelligen Betrages für seiner Auftraggeber nicht zuständig sei.

Das Projekt haben wir drei Provider dann gemeinsam noch einigermaßen retten können. Es hat sich irgendwie schnell ein guter  Kampfgeist im Projekt entwickelt. Den Projektleiter haben wir einstimmig aus seinen Verträgen entlassen und – jeder in seiner Organisation – einige Teammitglieder so gut es ging ausgetauscht oder mit Freelancern ergänzt. Wir haben dann gegenseitig Aufgaben übernommen, Testsysteme bereitgestellt und es fast pünktlich geschafft. Die notwendigen Abnahmen konnten gerade noch rechtzeitig meist auf Beta-Ständen eingeholt werden, Version 1.0 konnte nur allerwichtigste Funktionen und die finale Version kam 6 Wochen zu spät.

Ein anfangs sehr erboster Fachbereichsleiter des Kunden hat zum Schluss sogar geholfen, das die 6 Wochen Verzug vermutlich nur wenigen Endkunden aufgefallen sind. Es waren alle stolz auf die Arbeit und Mitbewerber fanden es schade nun zu Projektende auseinander gehen zu müssen.

Aber ich wollte ja über Schuld schreiben. Die Schuldzuschreibungen haben uns gar nichts geholfen. Wobei wenn ich so recht bedenke, die am lautesten über Schuld gestritten haben, waren die Personen, die wir austauschen mussten. Nicht zu schuldig sein und andere zu beschuldigen, bedeutet nämlich ganz oft, keine Verantwortung übernehmen zu wollen.

Ich habe diesen Satz „Okay, ich nehme alle Schuld auf mich!“ noch oft eingesetzt. Denn ich habe in keinem dieser angebrannten Projekte jemals erlebt, dass es wirklich diesen einen Schuldigen gab. Das dichteste was ich an „Schuld“ erlebt habe war Inkompetenz. Wenn Firmen Personen in Projekte schicken, die nicht die notwendige fachliche Kompetenz haben und dann Mist bauen, dann reden wir auch hier nicht über Schuld, sondern einen Mangel an Professionalität.

Schuldzuweisungen führen fast immer zu einer Verantwortungslosigkeit, die oft mit finanziellem Schaden einhergeht. Es gibt tatsächlich einen Schlag von Mitarbeitern, denen nicht wichtig ist, dass ihre Firma Geld verliert. Sie sind ja nicht Schuld an dem Problem, sondern ein anderer.

Projekte und Organisationen, die als Teil ihrer Kultur Schuldzuweisungen pflegen, sind in den meisten Reifegrad-Modellen tatsächlich Reifegrad Null. Das hat auch einen guten Grund, nicht nur das es nervt dort zu arbeiten, sondern Schuldzuweisungen wirken wie Betäubungsmittel in der eigenen Entwicklung. Ein Streben nach Effizienz oder gar Innovation ist in solchen Organisationen nicht in der Mehrheit, weil Exploration immer Gefahr, Fehler und Stolpern mit sich bringt.

Man findet in Projekten diese Art von Kultur tatsächlich öfter als man denkt. Meist in einer Art sinnfreiem Sündenbock-Prinzip, die Schuldigen haben eigentlich keine Konsequenzen zu erwarten, beim nächsten Projekt sitzen sie auf der anderen Seite und dann bestimmen sie den nächsten Sündenbock.

Wenn Menschen einen Sündenbock brauchen, so ist das zwar verständlich aber schlichtweg ein Mangel an Kultur.

Was habe ich aus dieser Zeit mitgenommen:

  • Schuldzuweisungen sind weder produktiv, noch lösen diese Probleme
  • Eine Sündenbock-Kultur fördert verantwortungsloses Verhalten, das kostet immer Geld. Auch fehlende Effizienz ist bares Geld.
  • Ungerechte Schuldzuweisungen sind gigantische Demotivatoren für Projektmitarbeiter
  • Eine Vorgeschichte des Ignorierens oder killen der Messenger ist eine große Hypothek für Projekte. Probleme verschwinden nie, aber die Überbringer der schlechten Nachrichten werden still. Probleme in der Endphase kosten eine Menge Geld. Hier muss versucht werden Vertrauen zurückzugewinnen.
  • In komplexen Projekten oder in empirisch fortschreitenden Projekten sind Fehler unvermeidlich und müssen als Antrieb genutzt werden. Schuld hat da nichts zu suchen.
  • Wenn es gelingt den Blick aufs Ganze zu lenken, wird auch aus manchem „nicht zuständigen“ ein ganz passabler Projektmitarbeiter.
  • Gewonnenes Vertrauen kann sogar einen von seinem Management als Sündenbock geschlagenen und getretenen Mitarbeiter motivieren. Ist mir einmal gelungen, dieser gute Mensch war 15 Monate vor Rente, das hat mich sehr gefreut.

Das „Das hat doch wohl jeder zu Hause!“-Spiel

Gestern haben wir im Team eine virtuelle Weihnachtfeier via Teams veranstaltet. Am Ende waren es 4 Stunden Spiele, Geschenke und Unterhaltung, war echt schön – im Rahmen des aktuell möglichen. Dabei haben wir ein Spiel erfunden, das ich gerne mit euch teile. Und das geht so:

Der Moderator nennt Gegenstände, die ihr im Haus beschaffen müsst. Loslaufen, suchen, finden, dann

  1. Den Gegenstand kurz vor die Kamera halten
  2. Den geforderten Namen in den Chat schreiben
  3. Als Beweis den Gegenstand nun wieder hochhalten

Es werden die 3 Schnellsten gezählt, wichtig ist, das geschriebene Wort im Chatfenster zählt. Denkt daran vor der ersten Runde das Chatfenster klar zu machen. Schaltet gegebenenfalls auch den Hintergrund Effekt aus, dieser blendet nämlich Gegenstände aus. Und bitte auch Hindernisse aus dem Laufweg nehmen, Kabelhandsets bitte vorsichtig abnehmen und daran denken, es ist nur ein Spiel. Lauft mit Bedacht und Vorsicht durchs Haus.

Das Spiel geht mit ganz einfachen Gegenständen los. Zum Beispiel einem Teebeutel, der Moderator sagt nun „Ich benötige im Chat die Sorte eines Teebeutels“ nun lauft ihr los, besorgt einen Teebeutel, haltet den kurz in die Kamera und tippt „Kamille“, „Winterapfeltraum“ o.ä. ein.

Nun gibt es im Laufe des Spiels Gegenstände, die nicht jeder im Haushalt hat. Dann beschafft irgendeinen Ersatz, seit möglichst kreativ. Wenn ihr keinen Teebeutel habt, dann Kaffeebohnen oder eine Flasche Eistee oder, oder,… Ob eure Ersatzgegenstände gelten oder ob es gar für besonders kreativen Ersatz einen Platz 4 gibt, das entscheidet allein der Moderator. Die Spielenden dürfen den Moderator natürlich aus-buhen oder die Entscheidung beeinflussen. Ich kann euch jetzt schon sagen, das Zeichnungen der Gegenstände oder gar per Handy im Internet gesuchte Bilder bei mir kaum eine Chance haben.

T-Beutel

Aber Achtung, es können auch mal 2 zusammengehörende Gegenstände sein z.B. Schuh und Socken. Der Moderator wird das immer so ankündigen, dass ihr nach dem zweiten Gegenstand losrennen könnt. „Ich benötige 2 Gegenstände, im Chat bitte die Farbe eines Schuhs eintippen und nicht vergessen einen Socken mitzubringen“.

Auch bei dem was ihr eintippen müsst, können das Markennamen, Eigenschaften, Farben, Gewichte oder Erinnerungen sein. Der Moderator hält immer Beispiele für die Gegenstände in die Kamera und tippt, während ihr noch am suchen seit diese exemplarisch für seine Beispiele ein. Wenn ihr vergessen habt ob ihr nun den Markennamen eures Schuhs oder die Farbe eintippen solltet, schaut in den Chat, das steht dann „Schwarz“, wenn der Moderator einen schwarzen Schuh plus Socke hochgehalten hat.

Und übrigens lauft nicht so schnell los, manchmal ist nachdenken schneller. Bei Socke und Schuh werden die meisten einfach nur das Bein in die Kamera halten müssen. Ganz schnell „Braun“ eintippen nicht vergessen. Die Reihenfolge im Chat zählt. Und bitte nicht schummeln, also zuerst das Wort eintippen und dann holen. Der Moderator kann seine Augen nicht überall haben.

Ich hoffe euch gefällt diese Idee, wenn ihr noch was braucht, Beispiele oder eine Bewertungsmatrix, meldet euch bei mir. Ich teile das gerne.

Vergessener Meilenstein einer wunderbaren Reise

Ich bin bekennender Fan von Zertifizierungen, Wissen erwerben, herausfordernde Prüfung absolvieren, Zertifikat erwerben und dann anwenden. Bei dieser Reise war es mal anders, ich bin aber Dank eines netten Kollegen kurz zurück gelaufen, habe das Zertifikat nachgeholt und ganz froh darüber, weil es bei mir den seltenen Blick zurück eröffnet.

Es geht um eine Reise, die wir als Team gemacht haben, Lean Management war dabei eine Orientierung. Wir haben uns mächtig verändert, weil wir das so wollten und von außen viele gute Ideen kamen. In 2016 haben wir ein Training Lean Sense&Respond nach Deutschland geholt, weil ein paar von uns das ganz spannend fanden. Dabei ist das ein Methodensatz, der von Fujitsu für Service Management geschaffen wurde. Mein Team besteht aber aus Beratern und Beraterinnen, das machte die Sache ja so spannend.

In den kommenden Monaten und Jahren haben wir versucht für uns die Methoden anzupassen, haben Fehler gemacht, gelernt, wieder aufgestanden, haben uns verbessert und besser gescheitert. Und immer wenn man an sich selbst gezweifelt hat, gab es jemand im Team, der die Energie hatte einen weiteren Versuch zu gehen und einen mitgenommen hat.

Im Nachhinein kann ich nur sagen, die Methoden anzupassen war wie ein Katalysator eine Kultur im Team zu entwickeln. Als offensichtliches Beispiel fällt mir ein, alle „Concerns“ (Hindernisse in der täglichen Arbeit) wurden Anfangs mir zugewiesen, eine ganz normale Reaktion in einem hierarchischen System. Bis wir alle gemerkt haben, dass das so nicht funktioniert, da es zu viele Punkte für einen Menschen waren. Heute finden nehmen sich Teammitglieder solche Hindernisse und räumen sie selbst aus dem Weg, teilweise sogar Probleme aus der Kategorie, die Hierarchie einbeziehen. Also eigentlich gerne bei mir liegen können. „Wir haben das Problem analysiert, drei Lösungen erarbeitet und einen Termin mit der beteiligten Geschäftseinheit gemacht. Kannst du bitte dazukommen“. Ja, mache ich sehr gerne. Danke für die Vorbereitung.

Da die Aktionen und Lösungen oft gut strukturiert sind und Alternativen enthalten, stoßen wir viel seltener auf eine ablehnende Haltung als früher. Ein Beraterteam arbeitet in sehr vielen Projekten gleichzeitig, deshalb gibt es recht viele verschiedene Hindernisse in unserer Arbeit, diese werden mit einer sehr tollen Geschwindigkeit aus dem Weg geräumt. Alle im Team sind motiviert anzupacken, deshalb könnt ihr euch sicher vorstellen, was das für einen positiven Einfluss auf unsere Arbeit hat. In der Rückschau kommt es mir reichlich dumm vor, all diese Hindernisse durch eine Person „dem Manager“ als Flaschenhals zu schleusen. So kann ich mich auf die Probleme konzentrieren, die in der Hierarchie liegen oder Neuland sind. Mit anderen Worten, meinen Rücken gezielt hinhalten.

Manche Entscheidungen, die aus heutiger Sicht absolut logisch oder gar notwendig erscheinen, waren mir damals gar nicht so klar. Das herausragendste Beispiel hier, aus der Frage warum wir technische Berater so wenig weibliche Bewerberinnen (und damit Teammitglieder) haben, konnten wir in Folge vier tolle Beraterinnen einstellen und ich bin mir sicher, es werden in Zukunft sogar mehr. Heute ist uns allen klar, dass diese Entscheidung eine absolute Bereicherung unserer Kompetenz ist. Ich glaube sogar, dass aus den größten Zweiflern dieses Vorhabens heute die größten Fans erwachsen sind.

Überhaupt Entscheidungen, ich finde es amüsant, wenn in einem Hollywood Film die Helden immer alles besser können, als ihr Team. Nehmen wir mal Chefingenieur „Scotty“ der nun alles auf dem Raumschiff Enterprise als eine Art eine One-Man-Show repariert, verbessert, löst. Dabei hat er doch Techniker, die tagtäglich neben ihren Aggregaten stehen und sich damit viel besser auskennen. Scotty sollte hie und da mal als Coach seine jungen Techniker fördern. Ok, ist ja nur Fiktion. Neben der Förderung Einzelner, haben wir auch die Herausforderung von sich rasant entwickelnder Technik. Hier Vorhersagen für die Zukunft zu machen, ist wunderbar im Team aufgehangen, da hier mehr Gehirn und Bauch liegt. An Entscheidungen festhalten ist Chefsache, aber in komplexen Zusammenhängen den Weg finden besser in Expertenteams aufgehangen.

Zum Thema Effizienz, einem der Hauptthemen von Lean, kann ich auch nur erstaunliches berichten. Wir helfen, unterstützen und verbessern uns uns gegenseitig, wir sind oftmals die schnellsten und haben die Gesamtleistung um ein Vielfaches gesteigert. Zumindest wenn man die internen wie externen Kunden als Maßstab sieht. Auch hier ist eine tolle Zusammenarbeit mit unseren Service Management Nachbarn entstanden. Wenn ich heute Schlagzeilen lese „Firmen wollen zurück ins Büro, um ihre Mitarbeiter besser zu kontrollieren“ wundere ich mich, als wenn wir in einer anderen Welt leben würden. Ich kontrolliere nicht, ich biete meine Hilfe an und versuche auf Stand zu bleiben, wie es allen geht. Hier möchte ich auch dem Team danken, da wir alle aufeinander aufpassen. Persönliche Krisen egal ob klein oder groß, sind Bestandteil unseres Lebens, wir sind da und stehen füreinander ein, damit wir einander wenigstens hier eine Entlastung schaffen. Noch ein Satz zum kontrollieren, wenn mir etwas wichtig ist, arbeite ich mit, wie alle anderen auch.

Schöne Reise merke ich gerade, ich könnte davon noch einige Absätze erzählen. Vielleicht schreibe ich mal über die Herausforderungen. Die Arbeit für uns alle wird ja nicht weniger, nur anders. Effizient werden ist toll, effizient sein kann eine Bürde sein. Ich danke auf jeden Fall für die Anregung das „Bronze Zertifikat“ doch noch abzulegen. Auch wenn wir eigentlich bestimmt schon irgendwie „Silber“ Berater-innen sind. Auch darum kümmern wir uns und ich verspreche diesmal dauert es nicht vier Jahre. Hier ist es:

P.S.: Wenn ihr wissen wollt, wohin die Reise geht. Im Herbst 2019 und Januar 2020 haben wir als Team ein Agile Training gemacht 🙂 Wobei ich stehe zu den anfänglichen Worten, auch Agile ist nur ein Weg um Kultur anzuregen.